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Turnerkränzli 2000 – «Feile mit Weile»

Humorvolles, spannendes Leben im Gefängnis

kh.- Hoppla – da freue ich mich wie 500 andere Besucher auf einen gemütlichen Abend am Niederurner Turnerkränzli. Doch ich traue meinen Augen nicht. Schon beim Betreten der Mehrzweck-Anlage in Niederurnen begrüsst mich ein greller Scheinwerfer und ein schwer bewaffneter Gefängniswärter. Noch nicht vom Schock erholt, folgt schon der nächste. Im Saal stehen zwei grimmige Polizisten, die mit steinernem Gesicht alles überwachen. Spätestens jetzt ist mir klar: die Mehrzweckhalle ist an diesem Wochenende zu einem Gefängnis umfunktioniert worden. Als dann der Gefängnis-Direktor auch noch die Türen mit laut hörbarem Geräusch verriegeln lässt und die Hausordnung bekannt gibt, weiss ich: Ich bin jetzt im Knast!

Schnell schliesse ich Helmuth und Edi, die auf frischer Tat ertappten und neu im Gefängnis ankommenden Ganoven, in mein Herz. Helmuth, ein Gastarbeiter aus dem Schwabenländle und der gutgläubige und ewig hilfsbereite Edi protestieren lautstark und fordern menschenwürdige Haftbedingungen. Die fleissigen Handwerker, dargestellt vom Kinderturnen erfüllen den Anspruch und bringen das alte Gefängnis rasch auf Vordermann. Es gibt sogar einen Pflanzgarten, worin die kleine Mädchenriege frisches Gemüse wachsen lässt. Doch nicht nur der Vitamine und Ballaststoffe wegen freuen wir uns über den Garten, nein durch das gebuddelte Loch entkommen meine Freunde zusammen mit einigen Mitinsassen der Kontrollen und Schikanen der Justiz. Sie geniessen die neue Freiheit. Ich fühle mich allein. Doch nicht lange, denn schon bald werden meine Genossen heimkehren und wieder gesiebte Luft geniessen. Die zackigen Panzerknacker der Jugendriege und die Girlie Strassengang der Mädchenriege verderben den Ausbrechern das Leben und treiben meine Freunde geradewegs zurück in die Arme von Stefan und Harry, den beiden nicht besonders raffinierten, aber fiesen Gefängniswärtern. Das graue Leben im Knast geht weiter. Erlösendes und Positives gibt es nur in sphärischer Ebene durch den Besuch von Uriella und beim Träumen; der schwungvolle Jailhouse-Rock von DTV und TV versüsst wenigstens den Schlaf.

Nach einem kurzen Heimurlaub und einem Abstecher in eine stimmungsvolle Bar kommt es, wie es kommen musste. Mit einem kriminellen Tango endet das Vergnügen – zurück bleiben die Schatten der Nacht, schwungvoll und luftig durch den TV präsentiert, aber wenig hilfreich, wenn es darum geht, den Knastkoller zu überwinden. Die Gitterstäbe haben sich schon fest in unser Gehirn eingebrannt. Der DTV trägt prägnant und rhythmisch seinen Teil dazu bei. Zurück im Knast droht uns wieder Langeweile. Doch das Fitness Programm soll Abhilfe schaffen. Nach wenigen Runden ist die Kondition aber am Ende – alle sind geschafft und liegen flach. Da hilft nur die Alcatraz Aerobic Factory weiter. Rhythmisch und fröhlich zeigen uns die Frauen- und Männerriege, wie das geht. Sport macht fit und dies hat auch Helmuth zu Kraft und neuen Ideen verholfen. Getreu dem Vorbild der Natur folgend, will er den Knast wie eine Fledermaus verlassen. Mit einem Flügelvelo versucht er über eine Schanze die Gefängnis Mauern zu überfliegen. Der Riesenknall verrät es uns; trotz Flug in luftiger Höhe missglückt diese Aktion gründlich und endet mit einem harten Aufprall. Der Anschauungsunterricht zum Thema Fledermäuse, welcher durch den Damenturnverein perfekt interpretiert und vorgezeigt wird, kommt für ihn zu spät.

Wenn auch die kreativsten Versuche nicht zum Erfolg führen, so muss zu radikalen Mitteln gegriffen werden. Mit einer TNT-Bombe wird ein grosses Loch in die Gefängnismauer gesprengt und so können endlich alle fliehen. Zeit zum Feiern. Der Turnverein tut das auf seine Weise mit einem rassigen und akrobatischen Outbreaker-Dance.

Die beiden Gefängniswärter, Stefan und Harry, sind allein im Knast zurück geblieben. Doch ihrem scharfen Auge entgeht nichts und so gehen sie erneut auf Ausbrecher Jagd. Erfolgreich sind sie. Am Schluss sind wir wieder alle gemeinsam im Knast vereint. 150 Darsteller, meine beiden Freunde Edi und Helmuth, die beiden schlauen Gefängniswärter Stefan und Harry und natürlich meine 500 Leidensgenossen im Publikum.

Mit grossen Erwartungen ist das Publikum gekommen um eine Show mit viel Witz, turnerischen und tänzerischen Highlights und ausgefeilter Technik zu erleben. Den Vereinen von Niederurnen ist es erneut gelungen, ein perfektes Programm zu inszenieren. Das Publikum nahm die Freude und Begeisterung der Mitwirkenden gerne auf und verdankte dies mit kräftigem Applaus. Der OK-Präsident Wädi Schmid dankte in diesem Sinne allen Mitwirkenden. Ebenso dankte er allen Sponsoren, dem Niederurner Gewerbe und den Behörden für die materielle Unterstützung. Einen Sonderapplaus und eine Welle gab es für die grandiosen Leistungen von Sämi Wild und den Pioueisi (POAC) für ihre bekannt professionelle Ton- und Licht-Technik, für Regisseur Andy Berger und sein Drehbuch, seinen Assistenten Romano Schleucher und – last but not least, den Kränzli-Manager 2000 – Wädi Schmid.